Dr. Hans Plöckinger war ein österreichischer Historiker und Lehrer, der sich intensiv mit der Heimatkunde...

Stielers Hand-Atlas: Ein Meisterwerk der Kartographie
1. Einführung
Der Stielers Hand-Atlas war einer der bedeutendsten Atlanten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Der Atlas wurde über Jahrzehnte hinweg immer wieder überarbeitet und genoss unter Wissenschaftlern, Geographen und Reisenden höchste Anerkennung.
2. Adolf Stieler: Leben und Einfluss
Adolf Stieler (1775–1836) war ein deutscher Kartograph, der für seine äußerst detailgetreuen und wissenschaftlich fundierten Karten bekannt war. Er wurde in Gotha geboren und studierte Jura, bevor er sich der Kartographie widmete. Seine Werke zeichneten sich durch exakte Vermessungen und eine sorgfältige Darstellung der Geographie aus.
Stieler arbeitete eng mit Justus Perthes, dem Gründer des gleichnamigen Verlages, zusammen. Unter seiner Leitung entstand eine kartographische Tradition, die über viele Jahrzehnte hinweg weitergeführt wurde. Auch nach seinem Tod wurde sein Name mit hochwertigen Atlanten in Verbindung gebracht, da spätere Editionen des Hand-Atlases auf seinen Grundprinzipien basierten.
3. Geschichte und Entwicklung des Stielers Hand-Atlas
Der Hand-Atlas wurde erstmals 1817 veröffentlicht und entwickelte sich rasch zu einem der führenden kartographischen Werke Europas. Über die Jahre hinweg erfuhr der Atlas zahlreiche Überarbeitungen, die sowohl inhaltliche als auch technische Verbesserungen umfassten.
Die erste Edition bestand aus detailreichen Karten, die sich durch hohe Präzision auszeichneten. Im Laufe der Jahrzehnte wurden neue kartographische Techniken und Vermessungsmethoden integriert, sodass der Atlas stets den aktuellen wissenschaftlichen Stand widerspiegelte. Nach Stielers Tod übernahmen renommierte Kartographen wie August Petermann und Hermann Berghaus die Weiterentwicklung.
Die enge Verbindung zum Perthes Verlag in Gotha war ein entscheidender Faktor für die hohe Qualität des Atlasses. Der Verlag war eines der wichtigsten kartographischen Zentren Europas und spielte eine maßgebliche Rolle in der Verbreitung und Verbesserung geographischer Werke.
4. Herstellungstechnik: Kupferstich und Kartendruck
Der Kupferstich war eine der präzisesten Drucktechniken zur damaligen Zeit und wurde für die Herstellung des Stielers Hand-Atlas genutzt.
Schritt-für-Schritt-Prozess des Kupferstichs:
- Zeichnung: Die Karten wurden zuerst von Hand auf Papier entworfen.
- Gravur: Ein erfahrener Kupferstecher übertrug das Motiv mit feinen Gravurnadeln auf eine Kupferplatte. Besonders komplexe Karten erforderten mehrere Wochen bis Monate an Arbeit.
- Druck: Die gravierte Platte wurde mit Druckfarbe bestrichen. Die überschüssige Farbe wurde entfernt, sodass nur die vertieften Linien die Farbe hielten.
- Abdruck: Das mit feuchtem Papier versehene Kupferblech wurde unter hohem Druck durch eine Druckerpresse gezogen, wodurch sich die Farbe aus den Gravurlinien auf das Papier übertrug.
- Kolorierung: Viele Karten wurden nachträglich von Hand koloriert, um politische oder topographische Unterschiede hervorzuheben.
Mit der Zeit wurde der Kupferstich durch modernere Drucktechniken wie die Lithographie und später den Offsetdruck ersetzt, die eine effizientere und massentauglichere Herstellung ermöglichten.
5. Thematische Karten und ihre Bedeutung
Der Atlas deckte eine Vielzahl geografischer Themen ab:
- Politische Karten mit aktuellen Grenzverläufen der jeweiligen Zeit.
- Physische Karten, die die natürliche Beschaffenheit der Erde betonten.
- Spezialkarten, darunter Karten zur Bevölkerungsverteilung, Klimazonen und wirtschaftlichen Gegebenheiten.
- Kolonialkarten, die die europäischen Kolonien darstellten, ein damals bedeutendes politisches Thema.
6. Nutzung und Einfluss des Stielers Hand-Atlas
Der Stielers Hand-Atlas war nicht nur ein Nachschlagewerk für Geographen, sondern auch eine bedeutende Quelle für Wissenschaftler, Historiker und Reisende. Die Karten dienten als Grundlage für geologische, meteorologische und wirtschaftliche Analysen.
Verwendung in Bildungseinrichtungen
In Schulen und Universitäten war der Atlas ein unverzichtbares Hilfsmittel. Er diente sowohl zur Vermittlung geographischen Grundwissens als auch für weiterführende Studien in der Kartographie.
Einfluss auf spätere Atlanten
Viele spätere Atlanten orientierten sich an Stielers präzisem Stil und seiner kartographischen Methodik. Die klaren Darstellungen und detaillierten Beschriftungen wurden zu einem Standard, der lange Zeit in der Kartographie erhalten blieb.
7. Quellen
- Perthes Verlag: Geschichte und Bedeutung. In: Historische Kartographie Europas. Verlag Gotha, 1990.
- Kretschmer, Ingrid: "Kartographiegeschichte – Vom Kupferstich zum modernen Atlas", Wien, 1989.
- Schröder, Peter: "Adolf Stieler und die Entwicklung wissenschaftlicher Atlanten", Leipzig, 1975.
- Archivmaterial der Justus Perthes Sammlung, Gotha.
- Online-Quellen:
- Deutsche Digitale Bibliothek: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/
- Bayerische Staatsbibliothek: https://www.bsb-muenchen.de/
- Library of Congress - Historical Maps: https://www.loc.gov/maps/
- British Library - Historical Geography: https://www.bl.uk/subjects/geography
- Archivportal Europa: https://www.archivportal-d.de/
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